Der Song „Das ist alles nur geklaut“ von Die Prinzen, der 1993 in Deutschland sehr erfolgreich war, macht sich auf humorvolle Weise über die Tatsache lustig, dass alles in der Musik irgendwie „geklaut“ oder inspiriert ist.
Dieses Thema der künstlerischen Inspiration und der Quellen kreativer Werke betrifft nicht nur die Musik, sondern auch die Collagekunst. Collagekünstler*innen benutzen oft fremdes Material wie Fotos, Magazinabschnitte oder Texte. Dabei ist es wichtig, die ethischen und rechtlichen Regeln zu beachten.
Das Urheberrecht für verwendetes Material wird besonders dann relevant, wenn deine Werke nicht nur in Omis Küche an der Wand hängen, sondern du deine Collagen veröffentlichst oder vielleicht sogar damit Geld verdienen möchtest.
Urheberrecht – Was ist das?
Das Urheberrecht (im engl. Copyright genannt) schützt die Rechte derjenigen, die kreative Werke schaffen. Es gibt den Erschaffer*innen das Recht, zu kontrollieren, wie ihre Werke verwendet werden. Jedes Werk, sei es ein Bild, ein Text oder ein Musikstück, ist automatisch geschützt, sobald es in einer festen Form festgehalten wird. Das bedeutet konkret, dass du das Werk anderer nicht ohne Zustimmung des Urhebers/der Urheberin vervielfältigen, verändern oder öffentlich zugänglich machen darfst.
Kreative Freiheit vs. rechtliche Aspekte
Bei der Gestaltung von Collagen kannst du als Künstler*in eine Handvoll Aspekte beachten, um Problemen mit Urheberrecht vorzubeugen:
Kunstfreiheit
Wie bereits Danger Dan in seinem 2021 veröffentlichten Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ erklärt, kann man sich vieles unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit erlauben. Dieses Prinzip besagt, dass eine begrenzte Verwendung urheberrechtlich geschützten Materials unter bestimmten Umständen erlaubt ist, wie z.B. für politische oder gesellschaftskritische Kommentare, Parodien oder Satire.
Kreiere ein eigenständiges Werk
Kreiere ein eigenständiges Werk, indem du die urheberrechtlich geschützten Bilder, die du in deine Collage integrierst, transformierst. Füge bedeutende kreative Elemente hinzu, verändere die Bilder oder kombiniere sie mit anderen Elementen, um ein neues, transformiertes Werk zu schaffen. Im Idealfall ist das Ausgangsmaterial, auf Grund der Veränderung, nicht mehr wieder erkennbar.
Verwende kleine Ausschnitte von Bildern
Beschränke die Verwendung urheberrechtlich geschützter Bilder in deiner Collage auf kleine Teile des Gesamtwerks. Durch die Verwendung nur eines Bruchteils des Originalwerks reduzierst du die Wahrscheinlichkeit, die Rechte des Urheberrechtsinhabers zu verletzen.
Die Quelle nennen
Gib an, woher die verwendeten Materialien stammen und wer der/die ursprüngliche Urheber*in ist. Die Referenz gibt den Betrachter*innen die Möglichkeit den Ursprung zu verfolgen und zeigt Wertschätzung gegenüber dem Originalwerk.
Fragen ist eine Option
Versuche es mit direkter, offener Kommunikation: Du kannst jederzeit direkt bei den Urheber*innen nachfragen, ob du das Werk bzw. Teile davon für deine Collagekunst verwenden darfst. Einige Kreativschaffende freuen sich darüber in anderen Werken referenziert zu werden, manche sehen solche Anfragen als eine Art der Wertschätzung und wiederum andere unterstützen liebend gern den Schaffensprozess ihrer Kolleg*innen. Wenn du eine Absage erhältst, respektiere die Entscheidung und suche nach Alternativen.
Lesetipp: “The Art of Asking: How I Learned to Stop Worrying and Let People Help” von Amanda Palmer.
No Risk – Still Fun!
Eigenes Material verwenden
Du möchtest auf Nummer sicher gehen? Dann konzentriere dich auf die Erstellung deiner eigenen Materialien:
- Fotoshooting: Schnapp dir dein Smartphone oder deine Kamera und gehe auf Fotojagt durch die Natur oder Innenstadt. Lass’ dich dabei von deinem Umfeld inspirieren – vielleicht bekommst du auch gleich Ideen für das nächste Collagemotiv. Drucken lassen kannst du deine Fotos dann über Tools wie www.cewe.at oder direkt bei Bipa am Foto-Direktdruck-Terminal.
- Get creative: Skillshare oder domestika haben viele kreative Onlinekurse zu Themen wie Aquarellmalen, Drucktechniken, Fotografie oder dem Erstellen abstrakter Hintergründe. Hol dir für ein paar Euro Papier, Pinsel, Farben und Stifte und gestalte dir deine eigenen Texturen, Muster und Hintergründe.
Creative Commons & Co
Es gibt zahlreiche Plattformen und Bildbibliotheken, wo du Bildmaterial unter den Creative Commons oder Public Domain Rechten herunterladen kannst. Diese Fotos, Illustrationen und Grafiken sind frei und oft sogar kommerziell nutzbar.
Top 5 Webseiten für Public Domain Bilder
- Met Museum (Open Access) – Der Open Access Bereich der Met Museum Collection auf der Webseite des Metropolitan Museum of Art ermöglicht es Nutzer*innen, kostenlos auf eine Auswahl digitalisierter Kunstwerke zuzugreifen. Diese dürfen für nicht-kommerzielle UND kommerzielle Zwecke genutzt werden.
- Wikimedia Commons – Wikimedia Commons ist eine Mediendatenbank, die zur Wikimedia Foundation gehört. Sie enthält eine große Sammlung von Bildern, Videos, Tonaufnahmen und anderen Mediendateien. Viele Inhalte sind gemeinfrei oder unter spezifischen Lizenzen verfügbar, die ihre Nutzung regeln.
- Unsplash – Unsplash ist eine Plattform, auf der Fotografen ihre hochwertigen Bilder kostenlos zur Verfügung stellen. Diese Bilder können für persönliche oder kommerzielle Zwecke verwendet werden, ohne dass eine Lizenz erforderlich ist.
- Pixabay – Pixabay ist eine Webseite, auf der Nutzer gemeinfreie Bilder, Illustrationen, Vektorgrafiken und Videos finden können. Alle Inhalte auf Pixabay werden unter der Creative Commons CC0-Lizenz veröffentlicht, was bedeutet, dass sie frei verwendet werden können, ohne die Zustimmung des Urhebers einholen zu müssen.
- Public Domain Pictures – Public Domain Pictures bietet eine Vielzahl von Bildern an, die als gemeinfrei gelten. Das bedeutet, dass die Bilder entweder nie urheberrechtlich geschützt waren oder deren Schutzfrist abgelaufen ist. Diese Bilder können frei genutzt werden, ohne Einschränkungen durch das Urheberrecht.
Obwohl Collage als künstlerische Ausdrucksform angesehen wird und viele Aspekte in eine rechtliche Grauzone fallen, bestehen bei der Nutzung von fremden Materialien Risiken. Es ist wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu verstehen – insofern möglich – und gegebenenfalls fachlichen Rat einzuholen.
Bei konkreten Fragen können euch Organisationen wie z.B. Verein Bildrecht oder DesignAustria weiterhelfen.
Die Welt der Collagekunst ist ein faszinierendes Terrain, das die kreative Freiheit zelebriert und Raum für vollständig neue Schöpfungen bietet. Indem du dir der rechtlichen Aspekte bewusst bist und verantwortungsvoll mit urheberrechtlich geschützten Werken umgehst, kannst du die Integrität der eigenen Kunstwerke bewahren und gleichzeitig die Arbeit anderer Künstler*innen respektieren.
Glossar
Copyright: Schutzrecht für geistiges Eigentum, das es dem Urheber ermöglicht, die Nutzung seines Werkes zu kontrollieren.
Collagekunst: Kunstform, bei der verschiedene Materialien und Bilder zu einem neuen Werk kombiniert werden.
Fair Use: Prinzip, das bestimmte Nutzungen urheberrechtlich geschützter Werke ohne Genehmigung des Urhebers erlaubt, unter bestimmten Bedingungen.
Urheber*in: Die Person, die ein kreatives Werk geschaffen hat und die Rechte daran besitzt.
Transformation: Veränderung eines Werkes in einer Weise, die das ursprüngliche Werk so stark verändert, dass es als neues Werk angesehen werden kann.
Kunstfreiheit: Das Prinzip, dass Künstler unter bestimmten Umständen urheberrechtlich geschütztes Material verwenden dürfen, insbesondere für politische oder gesellschaftskritische Kommentare, Parodien oder Satire.
Public Domain: Werke, die entweder nie urheberrechtlich geschützt waren oder deren Schutzfrist abgelaufen ist und daher frei verwendet werden können.
Creative Commons: Lizenzen, die es Urhebern ermöglichen, bestimmte Rechte für die Nutzung ihrer Werke zu vergeben, während sie andere Rechte behalten. Es gibt verschiedene Arten von Creative Commons-Lizenzen, die unterschiedliche Nutzungsbedingungen festlegen.
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